Blackbox Verfassungsschutz hinterfragt Expertenstatus des VS

Aufklärer oder Unterstützer?

Potsdam. Mit einem satirischen „Karrierecenter Verfassungsschutz“ machte die Kampagne Blackbox Verfassungsschutz heute morgen vor der Staatskanzlei auf ein Treffen des Inlandsgeheimdienstes und dessen Verstrickung in die Förderung des neonazistischen Terrorumfelds aufmerksam.

Vor dem Versammlungsort des Geheimdienstes postierten sich Agenten der Kampagne Blackbox Verfassungsschutz in Trenchcoat und Sonnenbrille und klärten Besucher_innen über die Karrierechancen im Amt auf. Unter dem Motto „Werde Verfassungsschützer!“ präsentierten sie Werbeschilder mit den Slogans:

„Extrem karrierefördernd – Bei uns gefährden Skandale nicht die Aufstiegschancen!“

„Extrem gut betreut – Unser V-Mann-Fahrer holt sie gern ab. Sogar im Knast.“

„Extrem gut geschützt – Bei uns geht Quellenschutz vor Strafverfolgung.“

„Extrem gut bezahlt – Als Nazi bis zu 300.000 € verdienen!“

„Existenzgründungs-Zuschuss – Der nötige ‚Bums‘ für Ihre Kameradschaft!“

Die ostdeutschen Landesämter für Verfassungsschutz hatten zu einer Tagung über die Gefahren von „Extremismus im Internet“ eingeladen. Als Experten sollten u.a. die Geheimdienstmitarbeiter Gordian Meyer-Plath und Bernd Palenda auftreten.

Palenda stieg 2012 zum Leiter des VS Berlin auf, weil seine Vorgängerin wegen des Schredderns wichtiger Akten im NSU-Komplex zurücktreten musste.

Meyer-Plath wurde 2012 Präsident des sächsischen LfV, obwohl er selbst in den NSU-Skandal verstrickt ist. Als er als V-Mann Führer des Neonazis Carsten Szczepanski (Piatto) bereits 1998 von der geplanten Bewaffnung des NSU-Trios erfuhr – unterließ er es, die Polizei zu informieren. Meyer-Plath chauffierte den wegen versuchten Mordes verurteilten Szczepanski sogar vom Knast zu Neonazitreffen und -konzerten.

Während das NSU-Netzwerk mordete, flossen massiv staatliche Gelder in Kameradschaften und Naziläden und wurden V-Männer vor der Polizei und Justiz geschützt. Nach der Selbstenttarnung der rassistischen Terrorgruppe wurde die Aufklärung aktiv behindert, Akten wurden vernichtet, Zeugenaussagen abgesprochen oder es wurde einfach geschwiegen.

Dazu erklärt der Pressesprecher der Kampagne Blackbox Verfassungsschutz, George Kaplan:

„Es ist ein Skandal, dass die selbe Behörde, die tatkräftig zur Radikalisierung der deutschen Neonaziszene beigetragen hat, heute über das “Radikalisierungsinstrument Internet” aufklären will. Worüber sie nicht sprechen werden, sind die Gefahren, die vom deutschen Inlandsgeheimdienst selbst ausgehen. Allein die Anzahl der V-Männer in der NPD legt den Gedanken nahe, von der NPD als parlamentarischem Arm des Verfassungsschutzes zu sprechen. Die Gefahr lauert im Amt. Der Verfassungsschutz gehört nicht in die Bildungsarbeit, sondern abgeschafft.”

Die Kampagne Blackbox Verfassungsschutz der Naturfreunde Berlin nimmt das absehbare Ende des Münchener NSU-Prozesses zum Anlass, mit verschiedenen Aktionen im Bundesgebiet auf die staatliche Verstrickung in die rassistischen Morde der Terrorgruppe hinzuweisen. Mehr Informationen: www.blackbox-vs.de

Pressekontakt: George Kaplan (Sprecher) Tel. (0152) 16 78 94 82

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